Reisemedizinische Tipps
Jede Urlaubsreise soll in guter Erinnerung bleiben. Der Urlaub selbst sollte nicht durch unliebsame Ereignisse getrübt werden. Aus diesem Grund haben wir nachfolgend einige allgemeine Verhaltensregeln zusammengestellt.
Diese können eine individuelle reisemedizinische Beratung nicht ersetzten, diese aber sinnvoll ergänzen.
An erster Stelle der Gefahren, die die Urlaubsfreude beträchtlich schmälern können, steht mit Sicherheit der klassische Reisedurchfall. Seit Beginn des Massentourismus ist mit Sicherheit
das Problem der Durchfallerkrankungen im Interkontinentaltourismus mit den sogenannten Drittweltländern das im wahrsten Sinne des Wortes das akuteste geblieben. Trotz aller Maßnahmen
kommt es bei etwa 40% der fernreisenden Urlauber zu Montezumas Rache auch außerhalb Mexikos.
Risikofaktoren
Es sind heute eine Reihe von Risikofaktoren definiert, welche die Inzidenz des Reisedurchfalls beeinflussen:
- Destination
Hochrisikogebiete z.B. Mittlerer Osten, Ostafrika - Jahreszeit
nur in subtropischen Destination ausschlaggebend - Reisestil
Badeurlauber < geführte Rundreise < Individualtourismus - Unterbringung
Standardhotels < Luxushotels < einfache Quartiere - Herkunftsland únd Alter des Reisenden
- Anzahl der Diätfehler
- Aufenthaltsdauer im Gastland
Alle „Erziehungsversuche" einfacherer Natur, insbesonders auch der eindringliche Rat, entsprechend den herrschenden Hygieneverhältnissen auf nahrungsmittlelhygienische Grundsätze zu
achten, sind ziemlich frustran. Dennoch bleibt der Slogan "boil it, cook it, peel it or forget it" sicher sinnvoll, auf ihn allein gestützt wird der Effekt jedoch unter
den Erwartungen sein.
Einige wichtige Tipps zur Nahrungsmittelhygiene sollen trotzdem auf keinen Fall fehlen, zumal es (noch) keine Impfung zum Schutz vor dem Reisedurchfall gibt. Daher ist es besser auf den
Genuss mancher Dinge zu verzichten, wie zum Beispiel:
- Leitungswasser
- Eiswürfel und Eiscreme
- Salate und rohe Gemüseprodukte
- Ungeschälte Früchte
- Rohe Fisch- und Fleischzubereitungen
Es werden viele Produkte angeboten, die problemlos sind, wie zum Beispiel original verschlossene Softdrinks. Auch industriell aufbereitetes, in Originalflaschen abgefülltes Trinkwasser ist (fast) überall erhältlich. Tropische Früchte, wie Mangos, Papayas, Ananas etc., müssen geschält werden und können somit uneingeschränkt genossen werden. Probleme mit der Energieversorgung können in vielen Regionen zu Stromabschaltungen führen, so dass auch die Kühlkette nicht immer gewahrt werden kann und daraus Probleme hinsichtlich der Haltbarkeit von Nahrungsmitteln erwachsen können.
Eine vernünftige Verhaltensweise ist auch im Umgang mit Tieren im eigenen Interesse sinnvoll. Nicht nur die Tollwut spielt in vielen Regionen eine bedeutende Rolle, auch unliebsame
Kontakte mit Spinnen, Schlangen oder giftigen Meerestieren können zu ernstzunehmenden gesundheitlichen Problemen führen. Bei Bissen durch Gifttiere sollte der betroffene Körperteil ruhig
gestellt werden und keinesfalls an der Bissstelle hantiert werden. Anschließend ist der Betroffene auf schnellstem Wege einer medizinischen Behandlung zugeführt werden. Die persönliche
Mitnahme von "Schlangensera" o.ä. ist unsinnig: Erstens sind diese Präparate kaum zu bekommen und wenn dann nur sehr teuer. Zweitens sind sie kühlpflichtig und drittens handelt es sich
meist um tierische Sera, die bei Gabe beim Menschen schwere allergische Reaktionen hervorrufen können.
Deshalb ist eine Gabe nur durch einen erfahrenen Arzt unter Beobachtung möglich und sinnvoll. Bei Abenteuerurlauben und Extremtouren empfiehlt es sich, möglichst vor Beginn der Tour
entsprechende Informationen über die nächstgelegene medizinische Versorgungsstelle einzuholen. Die lokale Bevölkerung kann oft mit nützlichen Tipps zu Vorkommen von Häufigkeit von
Gifttieren dienen. Entsprechende Bekleidung und das Tragen von vernünftigem Schuhwerk sollten ebenfalls eine Selbstverständlichkeit sein.
Die Bekleidung in tropischen Regionen sollte vorzugsweise aus atmungsaktiven und pflegeleichten Materialien bestehen (reine Baumwolle!). Nicht vergessen sollte man, dass die Temperaturschwankungen oft beträchtlich sind. Auch Klimaanlagen erzeugen mitunter "Kühlschranktemperaturen", so dass Weste und Pullover gute Dienste leisten können.
Die klimatischen Verhältnisse in vielen Ferndestinationen weichen von den gewohnten sehr stark ab, so durch hohe Temperaturen und starke Luftfeuchtigkeit. Der Körper benötigt in der Regel ein paar Tage, um sich darauf einzustellen, und man sollte daher auf größere Anstrengungen verzichten. Für Reisen in tropische Länder sollte atmungsaktive, leichte Bekleidung bevorzugt werden. Der Pullover kann aber beispielsweise in sehr stark klimatisieren Räumen ebenfalls benötigt werden. Da der Körper durch Schweißausscheidung viel Flüssigkeit verliert, ist eine ausreichende Flüssigkeits- und Salzzufuhr sicherzustellen.
Eine fast nicht überschaubare Zahl an Arthropoden, mit denen der Reisende im Rahmen seines Aufenthaltes in Kontakt kommen kann ist in der Lage Krankheiten zu übertragen (z.B. Malaria,
Dengue-Fieber), Krankheiten direkt zu verursachen (z.B. Scabies, Myiasis) oder schlicht durch ihre Anwesenheit als Lästlinge einzustufen.
Die Biologie der Arthropoden – und damit die gegen sie wirksamen Interventionsstrategien – ist überaus komplex. Ziel der reisemedizinischen Beratung sollte es nun einerseits sein, durch
Erklärung angepaßten Verhaltens (z.B. Kleidung) den Kontakt mit Arthropoden zu vermeiden und andererseits durch die Hilfe von Repellents und Kontaktinsektiziden sowie "mechanisch" (z.B.
Moskitonetze) Arthropoden abzuwehren. Die Effizienz der letztgenannten Maßnahmen ist unzweifelhaft, der kombinierte Einsatz von Repellents und Insektiziden reduziert die
Kontaktwahrscheinlichkeit mit Arthropoden um bis zu 90%. Zum Einsatz gelagen als Repellents eine Reihe chemischer Substanzen, wobei auf Grund der Erfahrung und zahlreicher Untersuchungen
DEET (Diethyltoluamid, optimale Konzentration für Erwachsene um 30%, für Kinder etwa 10%) als Substanz der Wahl zu werten ist.
Wirkungsweise von Repellents:
- Langsames verdampfen bei Raumtemperatur
- Unabhängig vom Alter, Geschlecht und Ernährung ("Süßes Blut" - Unsinn!)
- Bei hoher Temperatur schneller, beschleunigt durch Verdünnungseffekt durch Schwitzen
- Maskieren den Körpergeruch
- Lösen beim Insekt unangenehme Reize aus
Einige Dinge sollten dennoch beachtet werden:
- Kein Repellent stellt einen hundertprozentigen Schutz dar
- Repellents sollen früh, flächendeckend und lückenlos aufgetragen werden
- nie in die Nähe der Augen, Schleimhäute, Lippen, Nase oder auf frischen Sonnenbrand oder offenen Wunden auftragen!
- wenn doch, sofort mit reichlich sauberem Wasser spülen - Nur für die jeweilige Altersklasse zugelassene Präparate anwenden, sonst besteht Nebenwirkungsgefahr
- Schutzdauer und Wirkung sind von Umwelteinflüssen beeinflusst, wiederholtes Auftragen kann nötig sein
- Repellents immer nach dem Sonnenschutz auftragen, nie umgekehrt!
Kombipräparate sind jedoch nicht zu empfehlen - Wenn kein Repellent mehr nötig, abwaschen und Hautpflege und Lotion auftragen.
Es ist allgemeines Wissensgut, dass eine Anzahl von Infektionskrankheiten durch Sexualkontakte übertragen werden kann. Es sind dies vor allem HIV-Infektionen, Hepatitis B, Gonorrhoe und
Lues. Während die beiden letztgenannten im Laufe des letzten Jahrzehnts etwas zurückgedrängt wurden, sind heute HIV und Hepatitis B durch ungeschützten Sexualverkehr ganz besonders
gefährlich. Als Beispiel sei angeführt, dass im einschlägigen Prostituiertenmilieu in afrikanischen und asiatischen Ländern mit einer HIV-Durchseuchung von 80-90% gerechnet werden muss.
Sexualkontakte mit Einheimischen sollten daher grundsätzlich vermieden werden.
Es ist anzumerken, dass auch die Verwendung von qualitativ hochwertigen Kondomen keinen absoluten Schutz gegen derartige Infektionen darstellt.
Sonnenschutz gehört zu den grundlegendsten Vorkehrungen bei Urlaubsreisen. Daher sollten ausreichend Sonnenschutzmittel mitgenommen werden, deren Hautverträglichkeit man aber vorher
bereits getestet hat. Sonnenbrille und Kopfbedeckungen gehören ebenfalls mit ins Gepäck. Um dem Hautkrebsrisiko vorzubeugen, sollte die Haut nie ungeschützt (möglichst hohen
Sonnenschutzfaktor verwenden) längerer Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden. Kommt es dennoch zu einem Sonnenbrand, bieten einschlägige Cremes Linderung.
Bei Sonnenstich, der durch längere direkte Sonneneinstrahlung auf den ungeschützten Kopf entsteht, sollte der Kopf sofort erhöht gelagert und in kalte, feuchte Tücher gehüllt werden.
Hitzschlag entsteht durch Zusammenbruch des Wärmeregulationssystems bei ungenügendem Trainingszustand, Übergewicht, körperlicher Anstrengung, Alkoholkonsum usw. Erkrankte sollten sofort
in den Schatten gelegt und möglichst mit nassen Umschlägen eingepackt werden. Da in schweren Fällen eine Sterblichkeit von 20 % gegeben ist, sollte umgehend eine medizinische Einrichtung
aufgesucht werden.